08.05.19

Planting Costa Rica - zu Besuch bei Projektpartnern im Ursprung
Ende Februar 2019 war unser ehemaliger Röster Matthias Feldmeier mit Coffee Quest und Nicolas Salcedo vom "Planting Costa Rica"-Projekt vor Ort bei Projektpartnern im Ursprung, um sein Wissen über Kaffeeanbau, -aufbereitung und -export zu vertiefen. Das schafft nur eine Ursprungsreise. Im folgenden Blogpost schildert er seine Eindrücke.
Anreise:
Die Anreise nach Costa Rica war anstrengender als
erwartet. Nach langen Flügen und einem eintägigen Aufenthalt in Panama
City ging es erst letztendlich weiter nach Costa Rica. Wenig Schlaf,
viel durcheinander und ein ordentliches Sprachchaos. Richtig zur Ruhe
kommen konnte ich dann erst bei einer eisgekühlten Mass Cerveza in San
José, im Barrio la California. Ein Viertel, das lebendig und bunt ist,
viele Bars und Ausgehoptionen aufzuweisen hat, dich jedoch trotzdem
nicht zwingt, an dem Trubel teilzunehmen. Nico von Planting Costa Rica,
der zwar in München lebt, aber Wurzeln jedoch in Costa Rica sind, hat
mich direkt eingeführt ins Nachtleben der Hauptstadt von Costa Rica.
Tag 1:
Unsere Kaffereise nahm ihren Anfang im „Land zwischen
den Flüssen“ Aquieres, in der Region Turrialba. Diego, einer der Farm
Besitzer, führte uns stolz durch seine Plantage und seinen
Varietätengarten. Der Garten spielt eine wichtige Rolle, denn der
Klimawandel fordert seinen Tribut: Kaffeerost und ein vermehrtes
Vorkommen des Broca-Käfers setzen den Bauern verstärkt zu. Experimente
mit anderen Varietäten sind Versuche, mit der sich verändernden
Situation zurecht zu kommen. Die Früchte von Diegos Arbeit haben wir
dann im Anschluss direkt verkosten dürfen. Schwer beeindruckt und
zufrieden haben wir den Abend mit Bier und BBQ ausklingen lassen.
Tag 2:
An zweiten Tag machten wir uns gleich morgens auf um CATIE,
ein landwirtschaftliches Institut zu besuchen, welches sich mit Botanik
und speziell mit Kaffee befasst. Im Großen und Ganzen kann man CATIE als gigantischen botanischen Garten betrachten, der über 4400 Pflanzenarten und darunter 280 Kaffeevaritäten beinhaltet.
Während
der von Carlos geleiteten Führung durch das Institut und der
Besichtigung von Aufzuchtstationen, Klonen und Hybriden blieben mir die
eine oder andere interessante Information nachhaltig im Kopf, zum
Beispiel, dass hier die Kaffeevarität Centrosmericano erfunden wurde, die vom Hybrid F1 bis zur Serie bis zu vierzig Jahre braucht!
Nach
einer kurzen Mittagspause in der man Informationen und gutes Essen
verdauen durfte, sind wir noch ein wenig weiter vorgedrungen in die
Region Turrialba, haben größere und kleinere Produzenten besucht und
einige Mills besichtigt. Interessant!
Tag 3:
Tag
drei des Kaffeetrips trieb uns in die weltbekannte Kaffeeregion
Tarrazu, die einiges Spannendes zu bieten hatte! Zusammen mit Coricafe
hieß es besichtigen, schmecken, sich mit den Bauern austauschen. Der
erste Stopp war bei "La Montana Tarrazu", eine Farm die 2009 gegründet
und seit dem von drei Schwestern geführt wird.
Der zweite eingelegte Stop war bei M&M Café,
ein Familienunternehmen bei welchem der Sohn für die Bauerntätigkeiten
zuständig ist, während der Vater netzwerkt und ganz nebenbei erwähnt
früher der Präsident einer der größten Kaffeekooperative von Costa Rica
war!
Der dritte Bauer, dem wir einen Besuch abstatteten, La Pira de Dota
ist unter Anderem ehemaliger "Cup of Excellence"-Gewinner und hat seine
ganz eigene Art und Weise, die Qualität des Kaffees herausragen zu
lassen. Er stellt z.B seinen eigenen Dünger her, angepasst an die
Gegebenheiten des Bodens, oder experimentiert mit verschiedenen
Aufbereitungsarten.
Ganz schön viel Information und Eindrücke waren
das für den Tag, weshalb es dann Abends nach einem kurzen Austausch
untereinander direkt ins Bett ging.
Tag 4:
Direkt morgens begaben wir uns auf den Weg zu Las Lajas, was übersetzt die Räuber bedeutet. Dieser Produzent ist einer der Pioniere in Sachen Speciality Coffee
in Costa Rica. Das durften wir auch direkt schmecken, und ganz der
costaricanischen Lebensart nach gab es ersteinmal Kaffee. Pura Vida!
Dann
würde uns ein Einblick in verschiedene Prozesse und Abfolgen des
Kaffeeanbaus geboten. Spannend ist, dass hier viel Wert auf Schatten auf
den Plantagen gelegt wird, um das Wachstum zu verlangsamen.
Während
sich der Rest der Reisegruppe aufmachte und noch ein paar weitere Farmen
zu begutachten, fuhr ich mit "Pablito", dem Q-Grader von Coricafe ins
Labor, um mit ihm zusammen 80 verschiedene Samples zu rösten.
Bei der gemeinsamen Arbeit haben wir uns auch ohne Worte oder überschneidende Sprachkenntnisse gut verstanden!
Tag 5:
Der 5. Tag unserer Kaffeereise fing nach dem Frühstück
und einer einstündigen Fahrt mit einem intensiven Cupping bei Coricafe
an. Insgesamt wurden 60 Samples verkostet, nach jeweils 20 gab es
Verschnaufspausen. Nicht nur der Gaumen, sondern auch die Nerven wurden
strapaziert auf der anschließenden Fahrt in Richtung der Plantage Vista al Valle, die sich eher als Höllenritt herausstellte!
Der wurde dann letztendlich abgebrochen, weil unser Jeep nicht bis zur Plantage hochgekommen ist.
Tag 6:
Der letzte Tag des Kaffeetrips verschlug uns nach Miramar, einer eher unbekannten Kaffeeregion.
Hier
haben wir noch eine weitere Farm besucht: "El Bueyerito", deren
Besitzer Don Roberto, ein unglaublich sympathischer großherziger Mann,
uns einige wichtige Dinge nahegelegt hat:
Er versucht im der Region
Miramar, die eigentlich keine typische Kaffeeregion ist, den Kaffee mehr
zu etablieren und das Bewusstsein für Qualität zu steigern. Zusammen
mit Planting Costa Rica hat Don Roberto es fertig gebracht, die Qualität seines Kaffees jedes Jahr zu verbessern.
Beim Cupping vor Ort könnten wir diese erleben und erschmecken. Lecker!
Der Tag fand seinen Abschluss in Vorträgen von Planting Costa Rica und Coffee Quest über die Bedeutung und die gravierenden Vorteile von Qualität und Speciality Coffee für die Bauern in Costa Rica
Speciality
Coffee ist in gewissen Sinne eine neue Perspektive, die fairer, freier
und direkter ist und viele Möglichkeiten bietet.
Abspann:
Jetzt
werde ich diese vielen neu gewonnen Eindrücke und Erlebnisse erst
einmal sacken lassen, ein wenig nachdenken, bevor es für mich weiter
geht, in andere für mich noch unbekannte Gefilde: Urlaub in Nicaragua!