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Planting Costa Rica - Feldi zu Besuch bei Projektpartnern im Ursprung

Planting Costa Rica - Feldi zu Besuch bei Projektpartnern im Ursprung

Ende Februar 2019 war unser Röster und Barista Matthias Feldmeier mit Coffee Quest und Nicolas Salcedo vom "Planting Costa Rica"-Projekt vor Ort bei Projektpartnern im  Ursprung, um sein Wissen über Kaffeeanbau, -aufbereitung und -export zu vertiefen. Das schafft nur eine Ursprungsreise. Im folgenden Blogpost schildert er seine Eindrücke.

Anreise:
Die Anreise nach Costa Rica war anstrengender als erwartet. Nach langen Flügen und einem eintägigen Aufenthalt in Panama City ging es erst letztendlich weiter nach Costa Rica. Wenig Schlaf, viel durcheinander und ein ordentliches Sprachchaos. Richtig zur Ruhe kommen konnte ich dann erst bei einer eisgekühlten Mass Cerveza in San José, im Barrio la California. Ein Viertel, das lebendig und bunt ist, viele Bars und Ausgehoptionen aufzuweisen hat, dich jedoch trotzdem nicht zwingt, an dem Trubel teilzunehmen. Nico von Planting Costa Rica, der zwar in München lebt, aber Wurzeln jedoch in Costa Rica sind, hat mich direkt eingeführt ins Nachtleben der Hauptstadt von Costa Rica.


Tag 1:
Unsere Kaffereise nahm ihren Anfang im „Land zwischen den Flüssen“ Aquieres, in der Region Turrialba. Diego, einer der Farm Besitzer, führte uns stolz durch seine Plantage und seinen Varietätengarten. Der Garten spielt eine wichtige Rolle, denn der Klimawandel fordert seinen Tribut: Kaffeerost und ein vermehrtes Vorkommen des Broca-Käfers setzen den Bauern verstärkt zu. Experimente mit anderen Varietäten sind Versuche, mit der sich verändernden Situation zurecht zu kommen. Die Früchte von Diegos Arbeit haben wir dann im Anschluss direkt verkosten dürfen. Schwer beeindruckt und zufrieden haben wir den Abend mit Bier und BBQ ausklingen lassen.


Tag 2:
An zweiten Tag machten wir uns gleich morgens auf um CATIE, ein landwirtschaftliches Institut zu besuchen, welches sich mit Botanik und speziell mit Kaffee befasst. Im Großen und Ganzen kann man CATIE als gigantischen botanischen Garten betrachten, der über 4400 Pflanzenarten und darunter 280 Kaffeevaritäten beinhaltet.
Während der von Carlos geleiteten Führung durch das Institut und der Besichtigung von Aufzuchtstationen, Klonen und Hybriden blieben mir die eine oder andere interessante Information nachhaltig im Kopf, zum Beispiel, dass hier die Kaffeevarität Centrosmericano erfunden wurde, die vom Hybrid F1 bis zur Serie bis zu vierzig Jahre braucht!
Nach einer kurzen Mittagspause in der man Informationen und gutes Essen verdauen durfte, sind wir noch ein wenig weiter vorgedrungen in die Region Turrialba, haben größere und kleinere Produzenten besucht und einige Mills besichtigt. Interessant!



Tag 3:
Tag drei des Kaffeetrips trieb uns in die weltbekannte Kaffeeregion Tarrazu, die einiges Spannendes zu bieten hatte! Zusammen mit Coricafe hieß es besichtigen, schmecken, sich mit den Bauern austauschen. Der erste Stopp war bei "La Montana Tarrazu", eine Farm die 2009 gegründet und seit dem von drei Schwestern geführt wird.
Der zweite eingelegte Stop war bei M&M Café, ein Familienunternehmen bei welchem der Sohn für die Bauerntätigkeiten zuständig ist, während der Vater netzwerkt und ganz nebenbei erwähnt früher der Präsident einer der größten Kaffeekooperative von Costa Rica war!
Der dritte Bauer, dem wir einen Besuch abstatteten, La Pira de Dota ist unter Anderem ehemaliger "Cup of Excellence"-Gewinner und hat seine ganz eigene Art und Weise, die Qualität des Kaffees herausragen zu lassen. Er stellt z.B seinen eigenen Dünger her, angepasst an die Gegebenheiten des Bodens, oder experimentiert mit verschiedenen Aufbereitungsarten.
Ganz schön viel Information und Eindrücke waren das für den Tag, weshalb es dann Abends nach einem kurzen Austausch untereinander direkt ins Bett ging.


Tag 4:
Direkt morgens begaben wir uns auf den Weg zu Las Lajas, was übersetzt die Räuber bedeutet. Dieser Produzent ist einer der Pioniere in Sachen Speciality Coffee in Costa Rica. Das durften wir auch direkt schmecken, und ganz der costaricanischen Lebensart nach gab es ersteinmal Kaffee. Pura Vida!
Dann würde uns ein Einblick in verschiedene Prozesse und Abfolgen des Kaffeeanbaus geboten. Spannend ist, dass hier viel Wert auf Schatten auf den Plantagen gelegt wird, um das Wachstum zu verlangsamen.
Während sich der Rest der Reisegruppe aufmachte und noch ein paar weitere Farmen zu begutachten, fuhr ich mit "Pablito", dem  Q-Grader von Coricafe ins Labor, um mit ihm zusammen 80 verschiedene Samples zu rösten.
Bei der gemeinsamen Arbeit haben wir uns auch ohne Worte oder überschneidende Sprachkenntnisse gut verstanden!


Tag 5:
Der 5. Tag unserer Kaffeereise fing nach dem Frühstück und einer einstündigen Fahrt mit einem intensiven Cupping bei Coricafe an. Insgesamt wurden 60 Samples verkostet, nach jeweils 20 gab es Verschnaufspausen. Nicht nur der Gaumen, sondern auch die Nerven wurden strapaziert auf der anschließenden Fahrt in Richtung der Plantage Vista al Valle, die sich eher als Höllenritt herausstellte!
Der wurde dann letztendlich abgebrochen, weil unser Jeep nicht bis zur Plantage hochgekommen ist.



Tag 6:
Der letzte Tag des Kaffeetrips verschlug uns nach Miramar, einer eher unbekannten Kaffeeregion.
Hier haben wir noch eine weitere Farm besucht: "El Bueyerito", deren Besitzer Don Roberto, ein unglaublich sympathischer großherziger Mann, uns einige wichtige Dinge nahegelegt hat:
Er versucht im der Region Miramar, die eigentlich keine typische Kaffeeregion ist, den Kaffee mehr zu etablieren und das Bewusstsein für Qualität zu steigern. Zusammen mit Planting Costa Rica hat Don Roberto es fertig gebracht, die Qualität seines Kaffees jedes Jahr zu verbessern.
Beim Cupping vor Ort könnten wir diese erleben und erschmecken. Lecker!


Der Tag fand seinen Abschluss in Vorträgen von Planting Costa Rica und Coffee Quest über die Bedeutung und die gravierenden Vorteile von Qualität und Speciality Coffee für die Bauern in Costa Rica
Speciality Coffee ist in gewissen Sinne eine neue Perspektive, die fairer, freier und direkter ist und viele Möglichkeiten bietet.

Abspann:
Jetzt werde ich diese vielen neu gewonnen Eindrücke und Erlebnisse erst einmal sacken lassen, ein wenig nachdenken, bevor es für mich weiter geht, in andere für mich noch unbekannte Gefilde: Urlaub in Nicaragua!

40 Minuten Röstwahnsinn - 2. Platz bei der "Roasting Fight Night"

40 Minuten Röstwahnsinn - 2. Platz bei der "Roasting Fight Night"

Im Rahmen der Coteca 2018 fand bei der Kaffeerösterei Burg die erste "Roasting Fight Night" statt. In 40 Minuten mussten 8 Teams ihr Röst- und Baristatalent unter Beweis stellen und in der Kürze der Zeit einer namhaften Jury je einen Espresso und einen Filterkaffeee servieren.

Mit dem drittbesten Espresso und dem besten Filterkaffee konnten wir uns schließlich den zweiten Platz sichern.

Gscheid.HAFERL in Brasilien

Gscheid.HAFERL in Brasilien

Ende Mai diesen Jahres war es soweit: endlich den Kaffeeanbau live erleben!
In einer Reisegruppe aus verschiedenen deutschen Röstereien hatte ich die Gelegenheit, insgesamt 3 Regionen in Brasilien und ihre zum Teil sehr unterschiedlichen Anbau- und Aufbereitungsmethoden zu besichtigen und kennenzulernen.

 

Fazenda Camocim

Nach der Landung in Rio de Janeiro, einem Inlandsflug nach Vitoria und einem zweistündigem Transfer per Kleinbus ging es zuerst nach Pedra Azul, um die Gewinnerfarm des "Cup of Excellence 2017" zu besuchen. Farmbesitzer Henrique Sloper legt sehr großen Wert auf umwelt- und sozialgerechte Standards und erntet absoluten Spitzenkaffee. Direkt vor Ort konnten wir vom Anbau über die Aufbereitung sehr viel Eindrücke sammeln und im Röst- und Verkostungslabor die hervorragende Arbeit begutachten und unter anderem "den besten Kaffee Brasiliens" der letzten Ernte probieren, das "Cup of Excellence Winner Lot".

Neben der Fazenda Camocim haben wir auch die benachbarte "Sitio dos Cedros" besucht. In idyllischer Lage werden bei den jungen Farmern vor allem Red Catuaís angebaut, aber auch Versuche mit anderen Varietäten (u.a. Geisha) gemacht. Vor Ort haben wir die Ernten aus verschiedenen Monaten verkostet und waren uns schnell einig: je länger die Kaffeekirschen Zeit haben, am Baum zu reifen, desto besser. Mit jedem Monat wurde der Kaffee voller, ausgewogener und fruchtiger. Die späteste Ernte im Dezember war voll von schönen, reifen Johannisbeeraromen.

Nach den Farmbesuchen hatten wir die Gelegenheit, in einem staatlich geführten Kaffeelabor den gleichen Kaffee, der auf verschiedene Arten aufbereitet wurde, zu verkosten. Die Unterschiede waren echt erstaunlich! Und durch die "richtige" Aufbereitung kann der SCA-Score um einige Punkte angehoben werden. So können auch Kaffees aus niedriger gelegenen Anbaugebieten deutliche Fruchtnoten und somit um 6-8 Punkte mehr erhalten. Wobei die aus der Fermentation mit Hefe entstehenden Aromen dann doch Geschmackssache sind. Aber warum nicht mal einen fruchtigen Robusta probieren?

Caparaó Nationalpark

Nach den vielen Eindrücken auf der Demeter-Farm von Henrique war dann erstmal Busfahren angesagt, um verschiedene Kleinbauern im Caparaó Nationalpark zu besuchen. Eingestellt auf einen ganzen Tag im Bus waren wir dann richtig geplättet, als wir auf der Ostseite des Nationalparks noch einen Abstecher zu einer richtigen Bilderbuchfarm machten: der Sítio Cordilheiras Do Caparaó. Nur auf Feldwegen erreichbar liegt sie etwa 30 min. "abseits der Zivilisation" und verfügt über eine eigene kleine Rösterei und Kaffeebar, wo der eigene Kaffee für den lokalen Markt gleich geröstet wird und direkte Rückschlüsse auf die Anbau- und Aufbereitungsmethoden zulässt.

phänomenale Aussichten
Nach einer ausgiebigen Besichtung der Kaffeeplantage sind wir von den Farmbesitzern zu Kaffee, Kuchen und Bananen aus eigenem Anbau eingeladen worden. Wirklich ein Traum von einer Kaffeefarm.

Die nächsten Tage standen ganz im Zeichen vieler Cuppings und Besuchen von Kleinbauern in der Region Alto Jequitibá bzw. Caparaó. Auf teilweise sehr schlechten Wegen haben wir zusammen mit Hebron Specialty Coffees Kaffeeplantagen besucht, die hochwertigen Kaffee vor Ort anbauen. Hebron berät Kaffeebauern vor Ort bezüglich Anbau- und Aufbereitungsmethoden und hilft den Farmern bei Vertrieb und Export. So können die Bauern mit oft einfachen Mitteln durch die Herstellung hochwertigster Rohkaffees einen deutlich höheren Preis erzielen und somit ihre Existenz dauerhaft sichern. Ein sehr schönes Beispiel hierfür ist die Farm von Onofre Lacerda, der mit seinen Kaffees regelmäßig Preise gewinnt. Für die kommende Ernte planen wir, auch ein schönes Microlot aus dieser Region in unser Programm aufzunehmen.

Minas Gerias - Carmo do Paranaiba

Nach einem weiteren Tag überwiegend im Bus (wir haben die Kleinbusse gegen einen Reisebus ausgetauscht) stand dann das Finale der Reise auf dem Programm. In Minas Gerais, auf der Cerrado-Hochebene haben wir die Gebrüder Andrade und ihre Farmen Sao Silvestre und Capim Branco sowie die Nachbarfarm Sao Bento besucht. Durch das ebene Gelände, die hohe Lage und das konstante Klima ist die Region ideal für den Kaffeeanbau im größeren Stil geeignet. Im Gegensatz zur bergigen Region im Caparaó-Nationalpark können hier auf der Ebene die Kaffeepflanzen in Reih und Glied angebaut und maschinell geerntet werden. Dadurch werden zwar auch unreife Kirschen geerntet, diese können aber mit Sortiertechnik (Floater Separation, Farb-Sortieranlagen) aus der Ernte entfernt bzw. separat aufbereitet werden. Durch die maschinelle, aber aufwendige Ernte und Aufbereitung kann dann doch eine erstaunliche Qualität zu einem guten Preis erreicht werden. An ein handgepflücktes Microlot aus höheren Lagen kommt aber auch die beste Maschinentechnik nicht heran, was die feinen Aromen betrifft. Als Basis aber zum Beispiel für einen vollmundigen Espressoblend sind diese Bohnen ideal.

Dito kümmert sich mit Hingabe um die Microlots auf "Sao Silvestre"

Dito kümmert sich mit Hingabe um die Microlots auf Sao Silvestre

Bei uns zur Zeit im Angebot: ein Microlot der Varietät "Yellow Bourbon" von der Sao Silvestre Farm, das im Gegensatz zur Standardware handgepflückt wird und auf "African Beds" getrocknet wird. Die "Yellow Bourbon"-Pflanze wächst so hoch, dass die Kirschen nur mit der Leiter geerntet werden können, was die Arbeit zusätzlich erschwert.

Mit hohen Sozial- und Umweltstandards sorgt Farmbesitzer Ismael Andrade auch sehr für das Wohl seiner Angestellten. Interessant: Auf der niedirger gelegenen "Capim Branco"-Farm war die Ernte bereits in vollem Gange, während die Kirschen auf der rund 100m höher liegenden "Sao Silvestre"-Farm noch in Ruhe reifen durften. Je länger die Kaffeekirschen reifen dürfen, desto mehr Fruchtaromen fineden sich im Geschmacksprofil.

Sehr aufschlussreich war schließlich die Verkostung, bei der wir alle Sorten der Andrade-Farmen und verschiedene Microlots aus der zuvor besuchten Region Jequitiba miteinander probieren konnten. Am liebsten hätten wir gleich zugeschlagen. Aber ein Kaffeesack geht eben nicht so leicht ins Handgepäck. Über kurz oder lang wird aber sicher die eine oder andere Bohne aus Brasilien zu uns ins Regal finden.