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Welcher Espresso ist der Richtige?

Welcher Espresso ist der Richtige?

Immer wieder werden wir gefragt, wie sich unsere Espressobohnen unterscheiden und "wie stark" sie sind. Das ist natürlich wie immer Geschmackssache. Für den einen ist unser stärkster Espresso auch gern mal ein Filterkaffee und andere schwören darauf, unsere hellen Filterröstungen durch die Espressomaschine zu jagen. Aber wir versuchen hier mal mit einer Erklärung.

Für die Stärke unserer "richtigen" Espressosorten ist vor allem der Anteil an Robustabohnen verantwortlich. Robusta hat ca. 2,5mal soviel Koffein wie die Arabica-Bohne, schmeckt aber dafür leider recht erdig und holzig-würzig. Um das ein wenig in den Griff zu kriegen, rösten wir die Sorten ein bisschen dunkler, damit wir mehr schokoladige Röstnoten in den Kaffee bekommen und weniger Holz und Erde. Durch die dunklere Röstung bleiben weniger der kaffeeeigenen Aromen in der Bohne enthalten, daher ist es hier immer ein kleiner Balance-Akt.

Neben dem höheren Koffeinanteil ist die Robustabohne auch für mehr und dickere Crema verantwortlich, was sie für einen klassischen Espresso sehr wichtig macht. Dafür aber ist vielen der hohe Koffeinanteil zu viel und die Crema nicht so wichtig. So richtig gut schmeckt sie ja sowieso nicht. Daher haben wir eben auch unterschiedliche Espressi, die wir folgendermaßen kurz einordnen können:

Fuxspresso: 33% Robusta, Aromen nach dunkler Zartbitterschokolade, fette Crema, keine Fruchtaromen, wenig Säure

gscheid.stoark: 25% Robusta, Nougatschokoladig, dichte Crema, mit einer ganz dezenten Fruchtnote und wenig Säure  

gscheid.schwoarz: 10% Robusta, Schokoladig, schlank und elegant, Trockenpflaume und Bittermandel, wenig Säure

Tunki Espresso: single-origin Arabica: Nuss, Frucht, Schoko, ein bisschen Apfel. Schlank und sehr aromatisch, dezente Säure

Ursprünglich als etwas dunklerer Kaffee geröstet, von vielen (und uns) als Espresso geliebt, darf er hier auch nicht fehlen:
gscheid.nussig: single-origin Arabica. Süße Nuss-Nougat-Creme, dezente Fruchtsäure. Haselnusseis als Cappuccino

Für Experimentierfreudige Fruchtfans:
gscheid.bärig: single-origin Arabcia. Waldfrüchte mit deutlicher Fruchtsäure. Muss man mögen (was unsere Röstmannschaft tut, die Mädels im Laden eher nicht so), ist dann aber Wahnsinn. Als Cappuccino: Himbeereis.

Wer noch experimentierfreudiger ist: Probieren geht über studieren, so manch einer unserer Kunden hat sich auch schon in andere unserer Sorten als Espresso verliebt.

Wir hoffen, Euch ein bisschen weitergeholfen zu haben. Weitere Fragen beantworten wir aber gern. Schreibt uns einfach über unser Kontaktformular. Oder schaut's vorbei in unserem Laden. Wir freuen uns auf Euch.

 

Gscheid.HAFERL in Kolumbien

Gscheid.HAFERL in Kolumbien

Oft werden wir gefragt: "Wo kommt eigentlich Euer Kaffee her?" Für alle, die uns das selbst noch nicht gefragt haben: Den größten Anteil hat Kolumbien. In unseren Espressi gscheid.stoark und Fuxspresso, der Universalwaffe siebn.gscheid und natürlich unserem gscheid.bärigen Single Origin haben wir kolumbianischen Kaffee. Grund genug, den Anbau vor Ort unter die Lupe zu nehmen. Da kam uns eine Reise gerade recht, die uns unser Rohkaffee-Importpartner Thomas Stehl angeboten hat: wir besuchen die Region, aus der wir schon den Kaffee von den Fincas La Estrella und La Mejorana bezogen haben. Und zwar zusammen mit Rösterkollegen und Mauricio, dessen Onkel die Finca La Mejorana in Quindio betreibt. Da waren Manu und ich sofort dabei.

auf der Finca "La Carmelita"

Nach einem anstrengenden Flug über Frankfurt und Bogota und einer dann doch recht kurzen Nacht ging es am ersten Tag gleich los auf die Finca La Carmelita, einem Teil der La Mejorana, deren Kaffee wir für unseren Fuxspresso verwenden. Farmbesitzer Don Carlos ist Agronom und Kaffeebauer mit Leib und Seele, was uns sehr schnell klar wurde, als wir durch die Felder geführt wurden. Für Don Carlos gibt es kein Unkraut, viel Grün sprießt zwischen den Kaffeepflanzen, die unter großen, schattenspendenden Bäumen kultiviert werden. Daneben fühlen sich auch Insekten, Vögel und Pilze wohl in den Plantagen, die fast wie ein kleiner Urwald wirken. Wunderschön! Und das erste Mal seit einem Jahr endlich wieder Kaffeepflanzen live!

Don Carlos erklärt die Wichtigkeit der Mykorrhiza, einer Symbiose von Pilzen und Kaffeebäumen

Die Begeisterung sprang sofort auf uns alle über und so gingen wir frohen Mutes zum Mittagessen bei einem benachbarten Restaurant mit eigener Ziegenzucht, wo wir mit Bohnen, Reis und allerlei Gegrilltem bestens versorgt und dabei von Kolibris umschwirrt wurden.Traumhaft schön! Mein persönliches Highlight: die frisch gepressten Säfte und hausgemachten Limonaden.

Nachdem wir uns alle gestärkt hatten, besuchten wir die Aufbereitungsstation und das Trocknungsmodul der Farm. Durch den Export der letzten Jahre konnte Don Carlos bereits in ein Trocknungsmodul investieren. Dieses wurde in Eigenregie errichtet aus Guadua-Bambus, der auf der eigenen Farm geerntet wurde.

Manu und das gerade trocknende Honey-Microlot

Aber wo Licht ist, ist auch Schatten. Das wurde uns recht schnell deutlich, als wir die Schälstation und das Fermentationsbecken begutachten durften. Hier herrscht deutlicher Investitionsbedarf: morsches Holz, halsbrecherische Elektroinstallation und Technik, die noch vom Urgroßvater stammen muss. Hier wird einem wieder sehr schnell bewusst, warum es wichtig ist, für unseren Rohkaffee einen fairen Preis zu bezahlen. Wenn der Ertrag gerade so für die Ernährung reicht, müssen Investitionen eben zurückgestellt werden. Oder die Kaffeeproduktion wird ganz aufgegeben, was viele von Carlos' Nachbarn bereits getan haben.

Am Abend zog dann ein Sturm über Quindio, mit Wind und teilweise heftigen Regenschauern. Unsere Gastgeber ließen sich aber davon nicht beeindrucken und haben trotzdem für uns gegrillt, so dass wir den Abend bei Grillfleisch, Kartoffeln, Kochbanane und Bier gemütlich ausklingen lassen konnten.

Am nächsten Vormittag stand ein Schulbesuch auf dem Programm: "La Mejorana" unterstützt auch eine Schule im Ort, um den Kindern der Dorfbewohner Bildung und damit eine aussichtsreiche Zukunft zu ermöglichen. Da der Sturm des Vorabends einen Teil des Schuldaches beschädigt hat, hat sich unsere Gruppe neben den ohnehin mitgebrachten Mal- und Schulsachen spontan zu einer Spende entschieden, damit der Unterricht in beiden Klassenzimmern weiter stattfinden kann.

Sprachbarriere? - Fehlanzeige! Manu beim Basteln mit den Schulkindern 

Auch in Kolumbien stellt die Landflucht der jungen Generation ein großes Problem dar. Viele zieht es in die Städte, anstatt auf dem Land dem (Kaffee-)Anbau nachzugehen. Beim aktuell sehr niedrigen Börsenpreis für Rohkaffee leider sehr verständlich. Trotz der eigentlich bedrückenden Situation für die Kinder waren diese sehr gut gelaunt und konnten uns - auch ohne Spanischkenntnisse - mit ihrem Lachen anstecken.

Im Anschluss gings für uns weiter zu Neftali Madrid, der Nachbarfarm von Don Carlos. Neftali übernimmt für seine Kollegen die Aufzucht von Jungpflanzen und experimentiert gern mit neuen Varietäten. So habe ich "meine erste Geisha-Pflanze streicheln dürfen" und erfahren, dass wir von La Mejorana in den nächsten Jahren mit experimentellen Typica-Züchtungen rechnen dürfen, die in Ecuador bereits zu sehr erfolgreichen Ergebnissen geführt haben. Angebaut auf Don Carlos' Boden dürfen wir uns davon einiges versprechen!

Neftali in seinem Element: Kaffeepflanzenaufzucht

Nach dem Mittagessen in der Unterkunft mit Bohnen, Reis, Pulled Pork, Salchicha, Spiegelei und Kochbanane haben wir noch die Finca "La Samaria" besucht, einen der Pioniere des kolumbianischen Bio-Anbaus. Bei einem Kaffee hat er uns die Schwierigkeiten geschildert, die ihn über Jahre gefordert hatten, bis er vor kurzem endlich die Zertifizierung in den Händen halten konnte. Sehr interessant!

Manu beim Wenden von Bio-Kaffee auf der Finca La Samaria

Am Freitag war dann hauptsächlich Autofahren angesagt: landschaftlich wunderschön, aber in der dritten Sitzreihe im Geländewagen doch nicht ganz so bequem war es auf dem Weg nach Riosucio, wo wir Christiano, einen jungen Ingenieur besuchen durften, der doch lieber Kaffee anbaut als dem studierten Beruf nachzugehen. Eine Geschichte, die uns irgendwie bekannt vorkommt. Im Anschluss ging's zur indigenen Kaffeebauerngenossenschaft Ingruma, die wir im Qualitätslabor besucht haben. Endlich gab es Kaffee zum Verkosten, auch den von Christiano. Und da wir unseren gscheid.bärig mitcuppen durften, waren wir nicht unbeeindruckt.

Nach über drei Stunden zurück wollten wir nur noch eins: (bzw. drei Sachen: eine Pizza, Bier und) ab ins Bett.

Schließlich blieb uns nur noch ein Tag, um die Finca La Mejorana zu besuchen, ein paar weitere Fotos zu schießen und im Qualitätslabor eines benachbarten größeren Betriebes ausgiebig Kaffees zu cuppen. In drei Runden hatten wir einige tolle Kaffees auf dem Tisch, leider aber konnten wir vor Ort keine Infos zu Preisen, Verfügbarkeiten und Co. bekommen. Wir hoffen aber, diese in den nächsten Wochen noch zu kriegen - und dazu einige Muster für die Verkostung in unserer Rösterei, um auch wieder die fruchtig-schokoladigen Colombias direkt einkaufen zu können.

 Fotos: Hans Ripa, Matthias Wutz

Planting Costa Rica - Feldi zu Besuch bei Projektpartnern im Ursprung

Planting Costa Rica - Feldi zu Besuch bei Projektpartnern im Ursprung

Ende Februar 2019 war unser Röster und Barista Matthias Feldmeier mit Coffee Quest und Nicolas Salcedo vom "Planting Costa Rica"-Projekt vor Ort bei Projektpartnern im  Ursprung, um sein Wissen über Kaffeeanbau, -aufbereitung und -export zu vertiefen. Das schafft nur eine Ursprungsreise. Im folgenden Blogpost schildert er seine Eindrücke.

Anreise:
Die Anreise nach Costa Rica war anstrengender als erwartet. Nach langen Flügen und einem eintägigen Aufenthalt in Panama City ging es erst letztendlich weiter nach Costa Rica. Wenig Schlaf, viel durcheinander und ein ordentliches Sprachchaos. Richtig zur Ruhe kommen konnte ich dann erst bei einer eisgekühlten Mass Cerveza in San José, im Barrio la California. Ein Viertel, das lebendig und bunt ist, viele Bars und Ausgehoptionen aufzuweisen hat, dich jedoch trotzdem nicht zwingt, an dem Trubel teilzunehmen. Nico von Planting Costa Rica, der zwar in München lebt, aber Wurzeln jedoch in Costa Rica sind, hat mich direkt eingeführt ins Nachtleben der Hauptstadt von Costa Rica.


Tag 1:
Unsere Kaffereise nahm ihren Anfang im „Land zwischen den Flüssen“ Aquieres, in der Region Turrialba. Diego, einer der Farm Besitzer, führte uns stolz durch seine Plantage und seinen Varietätengarten. Der Garten spielt eine wichtige Rolle, denn der Klimawandel fordert seinen Tribut: Kaffeerost und ein vermehrtes Vorkommen des Broca-Käfers setzen den Bauern verstärkt zu. Experimente mit anderen Varietäten sind Versuche, mit der sich verändernden Situation zurecht zu kommen. Die Früchte von Diegos Arbeit haben wir dann im Anschluss direkt verkosten dürfen. Schwer beeindruckt und zufrieden haben wir den Abend mit Bier und BBQ ausklingen lassen.


Tag 2:
An zweiten Tag machten wir uns gleich morgens auf um CATIE, ein landwirtschaftliches Institut zu besuchen, welches sich mit Botanik und speziell mit Kaffee befasst. Im Großen und Ganzen kann man CATIE als gigantischen botanischen Garten betrachten, der über 4400 Pflanzenarten und darunter 280 Kaffeevaritäten beinhaltet.
Während der von Carlos geleiteten Führung durch das Institut und der Besichtigung von Aufzuchtstationen, Klonen und Hybriden blieben mir die eine oder andere interessante Information nachhaltig im Kopf, zum Beispiel, dass hier die Kaffeevarität Centrosmericano erfunden wurde, die vom Hybrid F1 bis zur Serie bis zu vierzig Jahre braucht!
Nach einer kurzen Mittagspause in der man Informationen und gutes Essen verdauen durfte, sind wir noch ein wenig weiter vorgedrungen in die Region Turrialba, haben größere und kleinere Produzenten besucht und einige Mills besichtigt. Interessant!



Tag 3:
Tag drei des Kaffeetrips trieb uns in die weltbekannte Kaffeeregion Tarrazu, die einiges Spannendes zu bieten hatte! Zusammen mit Coricafe hieß es besichtigen, schmecken, sich mit den Bauern austauschen. Der erste Stopp war bei "La Montana Tarrazu", eine Farm die 2009 gegründet und seit dem von drei Schwestern geführt wird.
Der zweite eingelegte Stop war bei M&M Café, ein Familienunternehmen bei welchem der Sohn für die Bauerntätigkeiten zuständig ist, während der Vater netzwerkt und ganz nebenbei erwähnt früher der Präsident einer der größten Kaffeekooperative von Costa Rica war!
Der dritte Bauer, dem wir einen Besuch abstatteten, La Pira de Dota ist unter Anderem ehemaliger "Cup of Excellence"-Gewinner und hat seine ganz eigene Art und Weise, die Qualität des Kaffees herausragen zu lassen. Er stellt z.B seinen eigenen Dünger her, angepasst an die Gegebenheiten des Bodens, oder experimentiert mit verschiedenen Aufbereitungsarten.
Ganz schön viel Information und Eindrücke waren das für den Tag, weshalb es dann Abends nach einem kurzen Austausch untereinander direkt ins Bett ging.


Tag 4:
Direkt morgens begaben wir uns auf den Weg zu Las Lajas, was übersetzt die Räuber bedeutet. Dieser Produzent ist einer der Pioniere in Sachen Speciality Coffee in Costa Rica. Das durften wir auch direkt schmecken, und ganz der costaricanischen Lebensart nach gab es ersteinmal Kaffee. Pura Vida!
Dann würde uns ein Einblick in verschiedene Prozesse und Abfolgen des Kaffeeanbaus geboten. Spannend ist, dass hier viel Wert auf Schatten auf den Plantagen gelegt wird, um das Wachstum zu verlangsamen.
Während sich der Rest der Reisegruppe aufmachte und noch ein paar weitere Farmen zu begutachten, fuhr ich mit "Pablito", dem  Q-Grader von Coricafe ins Labor, um mit ihm zusammen 80 verschiedene Samples zu rösten.
Bei der gemeinsamen Arbeit haben wir uns auch ohne Worte oder überschneidende Sprachkenntnisse gut verstanden!


Tag 5:
Der 5. Tag unserer Kaffeereise fing nach dem Frühstück und einer einstündigen Fahrt mit einem intensiven Cupping bei Coricafe an. Insgesamt wurden 60 Samples verkostet, nach jeweils 20 gab es Verschnaufspausen. Nicht nur der Gaumen, sondern auch die Nerven wurden strapaziert auf der anschließenden Fahrt in Richtung der Plantage Vista al Valle, die sich eher als Höllenritt herausstellte!
Der wurde dann letztendlich abgebrochen, weil unser Jeep nicht bis zur Plantage hochgekommen ist.



Tag 6:
Der letzte Tag des Kaffeetrips verschlug uns nach Miramar, einer eher unbekannten Kaffeeregion.
Hier haben wir noch eine weitere Farm besucht: "El Bueyerito", deren Besitzer Don Roberto, ein unglaublich sympathischer großherziger Mann, uns einige wichtige Dinge nahegelegt hat:
Er versucht im der Region Miramar, die eigentlich keine typische Kaffeeregion ist, den Kaffee mehr zu etablieren und das Bewusstsein für Qualität zu steigern. Zusammen mit Planting Costa Rica hat Don Roberto es fertig gebracht, die Qualität seines Kaffees jedes Jahr zu verbessern.
Beim Cupping vor Ort könnten wir diese erleben und erschmecken. Lecker!


Der Tag fand seinen Abschluss in Vorträgen von Planting Costa Rica und Coffee Quest über die Bedeutung und die gravierenden Vorteile von Qualität und Speciality Coffee für die Bauern in Costa Rica
Speciality Coffee ist in gewissen Sinne eine neue Perspektive, die fairer, freier und direkter ist und viele Möglichkeiten bietet.

Abspann:
Jetzt werde ich diese vielen neu gewonnen Eindrücke und Erlebnisse erst einmal sacken lassen, ein wenig nachdenken, bevor es für mich weiter geht, in andere für mich noch unbekannte Gefilde: Urlaub in Nicaragua!