04.09.24
Reisekaffee zu zweit - ganz einfach mit Comandante und Aeropress
Zuhause machen wir uns am liebsten 2 gscheide Haferl Kaffee mit dem Hario V60. In der Größe 03 reicht das locker auch für zwei wirklich schöne Haferl Filterkaffee zum Frühstück. Natürlich haben wir einen Wasserkocher mit Temperatursteuerung und eine Kaffeewaage, also das "Kaffeenerd-Vollprogramm". In den Urlaub allerdings - vor allem bei möglichst wenig Gepäck - möchten wir nicht die elektrische Mühle, den Stagg EKG und die Acaia Pearl S mitschleppen. Braucht alles Platz und könnte kaputtgehen. Darum packen wir einfach die unzerbrechliche Aeropress ein. Auf frisch gemahlenen Kaffee können wir aber doch nicht verzichten - und da wir im Urlaub doch etwas mehr Zeit haben, hat die Comandante zum Mahlen von Hand auf jeden Fall ihren Platz im Gepäck.
Wie kriegen wir aber nun aus der Aeropress mit max. ca. 250ml Fassungsvermögen und ohne exakter Temperatursteuerung konsistent hervorragenden Filterkaffee? Und davon auch noch zwei Tassen? Für unseren diesjähirgen Urlaub haben wir da was entwickelt. Lest einfach weiter :)
Im Schnelldurchlauf
Du möchtest nur schnell die "Hard Facts" oder bist schon beim Brühen und brauchst nochmal eine schnelle Info. Dann siehe hier im Schnelldurchlauf:
- Aeropress-Kolben ca. 1cm einstecken, sodass er gerade hält und dicht ist
- 2 Füllungen der ganzen Aeropress aufkochen
- ca. 10-15mm hoch Wasser in die Aeropress füllen und zur Seite stellen
- Kaffee heller bis mittlerer Röstung bis etwa eine Bohnenbreite unter dem oberen "Stern" in die Comandante füllen
- Mit einem Mahlgrad von ca. 18 Klicks mahlen (zwischen Filter und Bialetti)
- Das sprudelnd kochende Wasser vom Herd nehmen bzw. Wasserkocher ausschalten und das Wasser in der Aeropress zum Abkühlen dazukippen
- gemahlenen Kaffee in die Aeropress geben (inverted oder standard, geht beides)
- heißes Wasser bis knapp unter den Rand der Aeropress einfüllen und mit einem Esslöffel gut umrühren
- Deckel mit Filter aufsetzen (inverted) bzw. Kolben einsetzen
- 3 Minuten warten und Aeropress auf ein stabiles Gefäß stellen
- Kolben in 30 Sekunden ganz durchdrücken
- restliches heißes Wasser dazugeben
- auf 2 Haferl aufteilen und genießen
Die Vorbereitung
Eine gute Vorbereitung ist alles. Dazu müssen wir natürlich zunächst Wasser erhitzen. Um die Menge genau genug abschätzen zu können, bauen wir zuerst die Aeropress zusammen, sodass der Kolben etwa 1cm in der Hülse steckt. Dann fasst die Aeropress etwa 250ml und wir nutzen dieses Maß, um 2 Füllungen, also dann etwa 500ml in unser Kochgerät (Kochtopf, Wasserkessel, Wasserkocher) zu füllen.
Unser Rezept schmeckt am besten mit einer Brühtemperatur von ca. 94°C. Diese können wir am Herd nicht einstellen, aber wir merken, wenns kocht und sprudelt. Und wenn wir ein bisschen kaltes Wasser dazugeben, sind wir schnell auf der gewünschten Temperatur. Um hier einigermaßen konstant arbeiten zu können, nutzen wir wieder die Aeropress als Maß und füllen sie ca. 10-15mm hoch mit kalten Wasser. Diese Menge reicht in der Regel, um die Brühtemperatur weit genug nach unten zu bekommen. Ein super schwerer Kochtopf wird da aber wahrscheinlich mehr Wasser benötigen. Hier musst Du notfalls etwas experimentieren.
Während das Wasser aufkocht, hast Du Zeit, um den Kaffee zu mahlen. Dazu stellst Du Deine Comandante auf 18 Klicks (für einen gewaschenen Zentralamerikaner, einen Natural oder Afrikaner 2-3 Klicks gröber) - das ist aber natürlich auch Geschmackssache. Die Bohnen heller bis mittlerer Röstung füllst Du etwa bis eine Bohne breit unter den oberen "Stern" in die Mühle (siehe dazu auch das nächste Bild). Das entspricht ungefähr 33g und ist hinreichend genau - haben wir in Versuchen getestet. Und jetzt: Mahl mal!
Der Aufguss
Wenn das Wasser kocht und sprudelt, nehmen wir es vom Herd bzw. schalten den Wasserkocher aus und kippen das vorbereitete Wasser aus der Aeropress hinzu. Dadurch hört es sofort auf zu sprudeln.
Unser Rezept funktioniert sowohl in der "inverted"-Methode, als auch in der "standard". Geschmacklich gibt's kaum einen Unterschied. Wir nutzen aber meist "inverted", da die Aeropress ja schon zum Abmessen der Wassermenge zusammengebaut ist. In der Standard-Variante (Filter unten) steht sie in der Regel stabiler und kippt nicht so leicht um, was zum Beispiel beim Campen ein großer Vorteil sein kann. Auf der Küchen-Arbeitsplatte ist eine Kaffee-Katastrophe aber unwahrscheinlicher, daher haben wir für den Blog-Post die "inverted"-Methode genutzt:
Wir kippen den gemahlenen Kaffee in die Aeropress und gießen heißes Wasser bis knapp unter den Rand drauf. Um das ganze Kaffeepulver mit Wasser zu benetzen, schnappen wir uns z.B. einen Esslöffel und rühren um, bis keine Blasen mehr aufsteigen. Dann legen wir den Filter in die Kappe, setzen die Kappe auf und lassen den Kaffee 3 Minuten ziehen. Ein Spülen des Filters hat in unseren Tests keine Geschmacksunterschiede ergeben, das können wir uns also sparen.
Ziehen lassen, pressen und strecken
Bei unseren ersten Versuche haben wir genau mitgestoppt, inzwischen reicht aber ein Blick auf die Küchenuhr (ohne Sekundenzeiger): Die Extraktionsrate ändert sich nur in den ersten Minuten der Ziehzeit stark, nach etwa drei Minuten sind die Unterschiede nur noch marginal. Daher sparen wir uns auch die Stoppuhr und schwenken nach 3 Minuten die zusammengebaute Aeropress nochmal kurz, drehen sie um und setzen sie auf ein stabiles Gefäß mit gut 500ml Fassungsvermögen.
Jetzt drücken wir den Kolben herunter. Das sollte mit relativ wenig Druck (meist reicht das auflegen der Unterarme) etwa 30 Sekunden dauern. Ein schnelleres Pressen (mit mehr Druck) führt zu mehr Bitterstoffen im Kaffee. Wir drücken die Aeropress ganz durch, bis es zischt und stellen sie zur Seite. Dann kippen wir das restliche heiße Wasser drauf und schwenken/rühren unseren Kaffee nochmal durch, damit sich das Kaffeekonzentrat gut mit dem zugegebenen Wasser mischt.
Jetzt nur noch auf zwei gscheide Haferl aufteilen und genießen - fertig!
Solltest Du noch nicht zufrieden sein, kannst Du am einfachsten jederzeit mit Mahlgrad und Temperatur (zugegebener Wassermenge nach dem Kochen) experimentieren. Dabei gilt :
- zuviel Säure: feiner mahlen oder weniger "Kühlwasser" zugeben
- zu bitter: gröber mahlen oder mehr "Kühlwasser"